Ein digitales Europa, das alle Sprachen gleich behandelt
Maria Heuschkel
Wikimedia Deutschland unterstützt ELE im Kampf gegen das digitale Babylon: Bis 2030 sollen alle europäischen Sprachen im digitalen Raum gleichwertig vertreten sein. Open-Source-Software soll dabei entscheidend helfen.
24 Amtssprachen und mehr als 60 Regional- und Minderheitensprachen bilden das Gefüge der sprachlichen Landschaft der EU. Allerdings sind diese Sprachen im digitalen Raum derzeit sehr unterschiedlich stark vertreten. Dies wird auch bei Wikimedia Projekten, allen voran der Wikipedia deutlich, bei denen die Sprachen Englisch und Deutsch im europäischen Raum dominieren.
Aber auch die neuen Kommunikationskanäle wie digitale Assistent*innen von Alexa, Google Assistant bis Siri sind sprachlich noch zu wenig versiert. Wenn Sie Siri zum Beispiel fragen, was die Hauptstadt von Indonesien ist, ist das auf Deutsch oder Englisch kein Problem, aber wenn Sie das auf Walisisch versuchen, erhalten Sie möglicherweise ganz andere Ergebnisse.
Aus diesem Grund hat sich Wikimedia Deutschland zusammen mit einem Konsortium aus 52 weiteren Partner*innen aus Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der Industrie zusammengetan, um einen strategischen Plan für die EU auszuarbeiten. Das gemeinsame Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen alle europäischen Sprachen im digitalen Raum gleichwertig vertreten sein.
Um einen solchen ambitionierten Plan aufstellen zu können, haben es sich die Projektleiter*innen, unter anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), zur Aufgabe gemacht, verschiedene Perspektiven aus Europa zusammenzubringen. Das soll helfen zu verstehen, mit welchen Herausforderungen verschiedene europäische Sprachen und Sprachgruppen zu kämpfen haben und wie gut Softwarelösungen wie Google Translate für die baskische Sprache oder automatische Rechtschreibprüfung für die estnische Sprache funktionieren.
Wikimedia Communitys seit Jahren im Einsatz für digitale Inklusion von Sprachen
Eine der Perspektiven, die in die Erstellungen dieser Agenda einfließen (insgesamt wurden 47 Berichte erstellt), ist die der Wikimedia Communitys, die sich seit Jahren schon um den digitalen Erhalt von Sprachen bemühen. Mit Hilfe von Interviews, Diskussionsrunden und einer Online-Umfrage hat Wikimedia Deutschland versucht herauszufinden, an welcher Stelle der Schuh drückt, wenn sich Community-Mitglieder in ihren Sprachen durch den digitalen Raum bewegen. Eines der Hauptprobleme, insbesondere für unterrepräsentierte Sprachen aufgedeckt, sind fehlenden Ressourcen und Open-Source Softwarelösungen im Sprachbereich: Der fehlende Zugang zu Sprachlernmaterialien, Schulbüchern, Wörterbüchern, Übersetzungs-Apps, Audiodaten oder Rechtschreibprüfprogramme in den jeweiligen Sprachen macht es insbesondere kleineren Sprachcommunitys schwer, zu Online-Projekten wie Wikidata oder Wikipedia in ihren Sprachen beizutragen.
Im November 2022 hat das Partnerkonsortium die gesammelten Forderungen und Visionen für europäische Sprachen Vertreter*innen der Europäischen Kommission vorgestellt, um damit die Weichen für eine multilinguale europäische Zukunft zu stellen.
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